Inhalt Rentner werden ist nicht schwer...

Der kleine Mann mit dem Hut, stellt sich dem Problem mit Optimismus und Feuereifer, Fantasie, Initiative, Risikobereitschaft und Wagemut. Bei der Herausforderung, die ihm begegnet, handelt es sich um nichts Geringeres, als den Eintritt in den Ruhestand. Um keinen Preis will der Neurentner, wie so viele seiner Standesgenossen, auf einer Parkbank sitzend, die Hände über seinen Spazierstock gefaltet und das Kinn darauf gestützt, in die Dämmerung seines Lebens blinzeln. Er will am vollen Leben teilhaben. Im Alleingang bewältigt er seine persönliche Finanzkrise durch Sparprogramme und harte Einschnitte in seine Lebensführung. Er versucht sich als Investor, Unternehmer, als Senior im Ehrenamt und als diplomierter Babysitter. Seinen Aktivitäten verschreibt er sich immer gänzlich mit Haut und Haaren. Doch die Tücke des Schicksals stellt ihm mit schöner Regelmäßigkeit ein Bein. Aber er lässt sich niemals entmutigen. Immer wieder steht er auf.

 

Leseprobe

 

Die Anrede des Schreibens lautete nämlich: Liebe/Lieber ehemalige Mitschüler, lieber Hans! Der vorliegende Text war augenscheinlich eine vervielfältigte Fotokopie, in die der Name handschriftlich eingefügt war. Es handelte sich um die Einladung zu einem Klassentreffen. Das fünfzigjährige Jubiläum des Schulabschlusses stand bevor. Damit war gleichzeitig klar, dass es sich bei Marita Klingsohr um keine andere Person, als um die ehemalige Klassensprecherin Marita Gierig handeln konnte. Sie hatte die Organisation und Planung für die anstehenden Feierlichkeiten in die Hand genommen. Sie machte einen Vorschlag für einen Termin, der noch ein paar Monate entfernt in der Zukunft lag und bat um Rückmeldung beziehungsweise Zusage. Die erste Reaktion des Briefempfängers war ein ungläubiges befremdliches Erstaunen. War die Schulzeit wirklich schon vor so langer Zeit zu Ende gegangen? Er rechnete nach. Tatsächlich. Unglaublich. Fürchterlich. Ein unwillkürlicher Blick in den mannshohen Spiegel der Flurgarderobe bestätigte leider die grausame Wahrheit. Nein, wie hatte er sich doch seit seinen Jugendtagen zu seinem Nachteil verändert. Das schöne blonde Haar war einfach spurlos weggegangen. Unter den trüben Augen hingen Tränensäcke. Auf der Stirn und an den Mundwinkeln hatten sich tiefe Falten eingegraben. Unter dem Kinn hing ein schwabbeliges Doppelkinn. Stattdessen war der Hals verschwunden, der Kopf war über die Jahre irgendwie angeschwollen und saß direkt übergangslos auf den eingefallenen Schultern. Ohren und Nase waren doppelt so groß wie vor 50 Jahren. Beim Versuch zu lächeln und dabei den Mund zu öffnen, zeigten sich lange gelbliche Zähne. Ein dicker Bauch spannte sich unter dem kurzärmligen rotkarierten Hemd und hing soweit über den Gürtel hinunter, dass die Gürtelschnalle davon verdeckt wurde. An den dünnen Ärmchen dagegen, waren die einst gestählten Muskeln verschwunden und die Hände zierten zahlreiche braune Altersflecken. Im Spiegel war absolut nichts Schönes mehr zu sehen. Es war ganz klar und die bittere Erkenntnis konnte nicht mehr von der Hand gewiesen werden. Diese Person da im Spiegel konnte zu repräsentativen Zwecken nicht mehr eingesetzt werden. Für den Garten mochte es ja noch gerade so gehen. Aber für Weihnachtsfeiern, Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen, beim Empfang des Bundesverdienstkreuzes oder bei Klassentreffen war mit diesem Aussehen kein Staat zu machen. Im Gegenteil! Es wäre nur noch eine blamable Vorstellung. Hans griff in seiner Not zum Telefon. Vielleicht wusste Frau Kluge einen Ausweg aus der Not. Und tatsächlich wusste Ernestine Kluge Rat. “Lieber Herr M., am Wolfgangsee gibt es eine große und recht namhafte Klinik. Der Leiter der Klinik ist der weltberühmte Professor Siegesmund Sang. Ein führender Spezialist für die Schönheit. Der versierte plastische Chirurg ist ......

 

 

Bisher erschienen

Schwarze Schäfchen rote Socken und der goldene Westen

Eine fantastische Reise ins Land der Tiere

Abenteuer im Bücherregal-Die wilden Piraten von San Petronello